
In diesem Beitrag erfährst du alles darüber, wie du einfach und kostengünstig zu professionellen Fotos kommst – also perfekt geeignete Fotografie-Tipps für alle Anfänger*innen! Ich habe in letzter Zeit immer mal wieder Nachfragen zu meinen Fotos bekommen und würde sagen, dass ich mich mittlerweile auch schon lange genug mit Fotografie auseinandersetze, um den ein- oder anderen Fotografie-Tipp weitergeben zu können.
Wie kam ich eigentlich zur Fotografie? 2013 – damals war ich 16 Jahre alt – habe ich bei einer Talentakademie des Fraunhofer Instituts teilgenommen und einen zweiwöchigen Fotografie-Workshop besucht. Dort haben wir nicht nur alles über Blende, ISO, Belichtungszeit und Bildbearbeitung gelernt, sondern auch mit einer Dose eine einfache “Kamera” hergestellt, Cyanotypie ausprobiert und in der Dunkelkammer Negative entwickelt. Damals hatte Canon uns Teilnehmenden auch allerhand Equipment bereitgestellt und seither bin ich bei der Marke hängengeblieben.
Alle in diesem Blogbeitrag aufgeführten Marken erwähne ich übrigens als persönliche Empfehlung – es handelt sich dabei nicht um bezahlte oder beauftragte Kooperationen.
Seither habe ich mir immer eine eigene Spiegelreflexkamera gewünscht und zuerst einmal nur eine Kompaktkamera von meinen Eltern bekommen. Die Leidenschaft für Fotografie blieb allerdings und vor zwei Jahren habe ich mir dann endlich den Wunsch einer eigenen Canon erfüllt. Damit habe ich dann im Sommer 2018 einen Werbefotografie-Kurs an der Uni besucht und auch nochmal viel über Produkt- und Studiofotografie dazugelernt.
Seit November 2018 habe ich auf Empfehlung meines Dozenten im Fotografie-Kurs hin eine Stelle als studentische Hilfskraft in der Presse- und Öffentlichkeitsabteilung meiner Uni und bin dort vor allem für Social Media und (Image-)Fotografie zuständig. Insofern habe ich eigentlich fast täglich eine Kamera in der Hand und würde behaupten, dass sich meine Fähigkeiten in den letzten zwei Jahren nochmal deutlich verbessert haben. Dennoch bin ich überhaupt nicht bewandert, was die Technik von Kameras angeht – ich kann hier in dem Beitrag lediglich erklären, wie man eine Kamera bedient und wie ich sie immer einstelle.
Hier folgen meine Fotografie-Tipps für Anfänger*innen – wie auch ihr einfach und kostengünstig zu professionellen Fotos kommen könnt! Let’s go.
Das Equipment
Viele sind ja der Ansicht, gutes Equipment bringt automatisch gute Fotos. Das stimmt so nicht ganz. Gutes Equipment macht vielleicht rein technisch gesehen bessere Fotos im Sinne einer höheren Auflösung oder Lichtstärke. Aber letztlich seid ihr es, die das Foto aufnehmen und die den Winkel, die Bildaufteilung und -gestaltung bestimmen!
Letztendlich reicht also bereits ein Handy mit guter Kamera für relativ gute Fotos aus. Dennoch möchte ich euch kurz vorstellen, welches Equipment ich mir mit der Zeit zugelegt habe und warum ich auf die Kamera nicht verzichten möchte.
Meine erste eigene Spiegelreflexkamera war eine Canon 450D für circa 100€ von eBay Kleinanzeigen mit einem Standardobjektiv (EF-S 18-55mm F3,5-5,6). Die Kamera war damals perfekt, um mich an den manuellen Modus zu gewöhnen. Sie war jetzt nicht schlecht und falls jemand sich einfach mal das Fotografieren mit einer Spiegelreflexkamera ansehen möchte, ist sie auf jeden Fall keine schlechte Wahl. Gibt aber auch genug günstige Nachfolgemodelle, die durchaus besser sind. Irgendwann hat die Kamera dann nicht mehr meinen Fähigkeiten entsprochen und ich wollte auf ein etwas neueres und besseres Modell umsteigen.
Meine zweite Kamera, die ich nun seit circa einem halben Jahr habe, ist die Canon EOS 60D mit ebengleichem Standardobjektiv, die ich auf eBay Kleinanzeigen für 300€ gebraucht bekommen habe. An dieser Kamera gefällt mir besonders gut, dass sie ein ausklappbares Display hat, wodurch es mir viel leichter fällt, Fotos während meiner Projekte oder von mir mit Selbstauslöser zu schießen.
Ich habe mir zudem noch ein weiteres Objektiv zugelegt, nämlich eine Festbrennweite mit einer sehr großen Blende von F1,8. Festbrennweite bedeutet, dass das Objektiv keine Zoomfunktion hat. Große Blende bedeutet, dass man auf den Fotos eine tolle Tiefenschärfe herstellen kann, bedeutet, nur kleine Bildbereiche sind scharf, der Rest richtig schön unscharf. Dadurch kommt auch der tolle Bokeh-Effekt mit Lichtkreisen im Hintergrund zustande. Dieses Objektiv (EF 50mm F1,8) kostet neu um die 100€, ich habe es aber ebenfalls gebraucht für 70€ bekommen. Das Objektiv ist perfekt für Produktfotos und Portraits und ich kann es nur jedem ans Herz legen.
Ansonsten habe ich nicht mehr allzu viel Equipment. Ich habe mit einen kabellosen Infrarot-Fernauslöser für ein paar Euro auf eBay Kleinanzeigen gekauft und mein Stativ hat ebenfalls gebraucht circa 15€ gekostet. Meine Speicherkarte ist auch eine ganz normale mit 16 GB.
Tipps zum Kauf einer gebrauchten Kamera
- Fragt den Verkäufer oder die Verkäuferin nach den Auslösungen. Daran lässt sich gut erkennen, wieviel die Kamera schon benutzt wurde und wie lange sie noch funktionieren wird. Eine Auslösung bedeutet das Umklappen des Spiegels in der Kamera – man kann also ausrechnen, wie oft der Spiegel klappen darf, bis er nicht mehr einwandfrei funktioniert. Bei günstigeren Modellen würde ich gebraucht keines kaufen, das über 15.000 Auslösungen hat, bei Profikameras sollten die Auslösungen so circa unter 30.000 liegen, würde ich sagen.
- Fragt nach dem Alter bzw. dem Kaufdatum der Kamera, zwei, drei Jahre sind für eine Spiegelreflexkamera auf jeden Fall eine gute Sache. Je jünger desto besser! Skeptisch wäre ich, wenn der*die Verkäufer*in die Kamera auch bereits gebraucht gekauft hat. Denn dann weiß man oft nicht, wie alt die Kamera wirklich ist.
- Recherchiert auf jeden Fall mal das Kameramodell und lest euch Bewertungen und Testberichte durch.
- Was mir persönlich auch ganz wichtig ist: ich möchte die Kamera auf jeden Fall vor dem Kauf ausprobieren. Daher filtere ich auf eBay Kleinanzeigen immer nach lokalen Angeboten. So kann ich mir selbst ein Bild von Gebrauchsspuren machen und die Kamera testen. Zudem geht man dann nicht das Risiko ein, dass der*die Verkäufer*in die Kamera nicht gut verpackt und sie am Ende noch auf dem Weg kaputt geht.
Das Licht ist das A und O
Wie ihr an dem Fotobeispiel mit dem Christbaum (sorry, hatte kein besseres Vergleichsfoto) sehen könnt, ist gutes Licht alles! Und gutes Licht bedeutet in den meisten Fällen Tageslicht. Wenn ihr also gut belichtete Fotos schießen wollt, dann immer in einem hellen Raum mit großen Fenstern, am besten, wenn draußen die Sonne scheint. Vermeidet unter allen Umständen das Licht von normalen Lampen, denn oft haben Glühbirnen ein viel zu gelbliches Licht und zudem werfen sie einen zu harten Schatten. Was wir daher für ein gutes Foto brauchen ist ausreichend helles, “passives” Tageslicht. Damit meine ich, dass das Licht nicht direkt auf das Objekt fallen sollte, um ebenso harten Schatten bzw. Überbelichtungen zu vermeiden. Sucht also für euer Setting einen Platz im Raum, der schön hell ist, aber auf den nicht direkt Licht fällt – je näher am Fenster, desto besser und heller. Und: nie gegen das Fenster/Licht fotografieren!
Ich persönlich nutze manchmal auch Studiolichter mit LED-Glühbirnen. Die Softboxen kann man auch ziemlich günstig gebraucht bekommen – bei mir hat eine circa. 20 € gekostet. Meine Glühbirnen sind Energiesparlampen, haben 60 Watt und ich habe sie in dem Farbton “Kaltweiß”, das entspricht 6500 Kelvin. Für mich lohnen sich die Softboxen besonders im Winter, wenn ich mich nicht immer auf gutes Tageslicht verlassen kann. Ich nutze die beiden Lichter aber niemals allein (zumindest für meine “Endfotos”), sondern immer in Kombination mit Tageslicht.
Warum ich zwei davon habe? Um das Objekt möglichst gut von allen Seiten ausleuchten zu können und ebenfalls Schattenwurf zu vermeiden. Die Softboxen haben zwar einen Diffusor (das ist das weiße Stück Stoff vorne auf der Softbox), die das Licht streuen und somit den Schatten weich werden lassen, dennoch wirft das Objekt natürlich auf der dem Licht nicht zugewandten Seite einen Schatten. Durch zwei Lichter kann ich das gut ausgleichen.
Meine Kameraeinstellungen für schöne, helle Fotos
Ich möchte hier nicht die grundlegenden Funktionen der Kamera und das Zusammenwirken von ISO, Blende und Belichtungszeit erklären. Falls euch das genauer interessiert, hat Lisa vom Blog Mein Feenstaub einen tollen und kostenlosen Foto-Minikurs entworfen, bei dem ihr fünf Tage lang genau über diese Dinge lernen könnt!
Falls ihr keine Lust oder keine Zeit habt, euch genauer in die manuelle Fotografie einzuarbeiten – auch wenn ich euch sagen kann: es lohnt sich! – seid ihr hier genau richitg. Denn ich habe hier einfach mal zusammengefasst, wie ich meine Kamera immer einstelle. Wichtig ist, dass ihr euch im manuellen Modus eurer Kamera befindet.
- Stellt den ISO-Wert so niedrig wie möglich ein. Gute Werte für den ISO liegen so zwischen 100 und 500. Über 800 solltet ihr nicht gehen, da das Bild sonst körnig wird (außer ihr habt eine echt gute Kamera). Merkregel: ist es hell im Raum, kann der ISO niedriger sein. Ist es etwas dunkler, schraubt ihn hoch. Kurz erklärt: je höher der ISO, desto heller das Bild.
- Die Blende ist die Zahl, die mit “F” angegeben ist. Sie bewegt sich, je nach Objektiv, zwischen F1,8 und F22. Je niedriger die Zahl, desto offener ist die Blende. Je höher, desto geschlossener. Offene Blende = viel Licht fällt ein. Geschlossene Blende = wenig Licht fällt ein. Wir wollen immer möglichst viel Lichteinfall haben, daher stelle ich die Blende immer auf den niedrigsten Wert. Das ist bei meinem Standardobjektiv F2,4 und bei meiner Festbrennweite F1,8. Auch wichtig zu wissen: je offener die Blende, desto mehr Tiefenschärfe. D.h. offene Blenden, also kleine Blendenzahlen, sind perfekt für Produktfotografie oder Portraits geeignet, wenn nur ein bestimmtes Ding im Fokus stehen soll. Für Flatlays oder Landschaftsaufnahmen, wo alles scharf sein soll, muss die Blende geschlossener sein.
- Bleibt noch die Belichtungszeit, also die Zahl, die bestimmt, wie lange Licht in die Kamera fällt. Die Belichtungszeit kann man bei den Canon-Kameras an dem Rädchen direkt hinter dem Auslöser bedienen. Wenn bei der Belichtungszeit 200 steht, heißt das, dass das Bild für 1/200 Sekunde belichtet wird. Die Faustregel ist, dass man Bilder bis zu einer Belichtungszeit von 1/80 Sekunde unverwackelt aus der Hand schießen kann. Ich denke aber, dass das individuell unterschiedlich ist, je nachdem, wie ruhige Hände man hat. Ich fotografiere auch oft mit 1/30 Sekunde aus der Hand. Wie weiß man nun, wie man die Belichtungszeit einstellen soll? Dazu müsst ihr durch den Sucher schauen und euer Objekt fokussieren. In der Anzeige erscheint jetzt eine Belichtungsskala, die meistens von -3 bis + 3 reicht. Ich drehe dann solange am Belichtungszeit-Rädchen, bis der Anzeigestrich bei +1 auf der Skala ist. Somit wird das Foto gleich ein wenig heller. Allerdings solltet ihr hier auf jeden Fall nachprüfen, ob das Bild nicht überbelichtet ist. Denn dunkle Bereiche kann man leicht aufhellen, überbelichtete Bereiche aber nicht mehr abdunkeln bzw. reparieren. Und Überbelichtung ist ja das Letzte, was wir wollen!
Nochmal eine kurze Zusammenfassung: der ISO bleibt immer fix bei einem Wert von 200-500. Die Blende ist generell auf dem geringsten Wert, z.B. F2,4 eingestellt. Die Belichtungszeit wird als letztes angepasst, sodass die Anzeige auf der Skala bei +1 steht.
Und um nochmal auf die Handyfotografie zurückzukommen…
Es gibt einige Apps, die es auch auf dem Handy erlauben, die Werte ISO, Blende und Belichtungszeit manuell einzustellen. Ich finde die App “Focos” ganz gut, da man hier vor allem gut mit der Blende spielen kann und auch im Nachhinein noch den Fokus auf bestimmte Objekte im Foto setzen, und den Hintergrund unschärfer machen kann. Hier kann man auch relativ einfach den Bokeh-Effekt im Nachhinein erzeugen (sh. Video). Allerdings sind in der Basis-Version der App leider nicht alle Funktionen erhalten – wie so oft. Für den Anfang ist die App jedoch echt nicht schlecht und sie ist auf jeden Fall eine gute Option, wenn man sich nicht gleich eine Spiegelreflexkamera kaufen möchte! Viele neue Handys haben auch einen Portraitmodus, der ohne Nachbearbeitung gleich eine ganz gute Tiefenschärfe hervorbringt.
So, das war jetzt schon ganz schön viel Input zum Thema Fotografie-Tipps für Anfänger*innen – einfach und kostengünstig zu professionellen Fotos! Ich hatte eigentlich vor, noch die Aspekte Bildbearbeitung, Bildaufbau und nützliche Tools und Apps mit in diesen Beitrag einzubauen, aber ich möchte euch und mir nun erst einmal eine Verschnaufpause gönnen. Ihr habt jetzt alle Hände voll damit zu tun, euch an den manuellen Modus der Kamera zu gewöhnen. Meinerseits folgt Teil II der Foto-Tipps dann bald!
Und nun viel Spaß hinter der Kamera,
Bist so ein toller Mensch. Kenne dich von Tik Tok
toll geschrieben und so schön ausführlich 👍 kann sehr gut nachvollziehen, voll Profi.
Mega lieb, vielen Dank!
Ist nicht gelogen, wirklich toll 😉👍