DIY Atemmaske / Mundbedeckung nähen

Ja wie, noch ein Beitrag dazu, wie man Atemmasken selbst nähen kann? Die Debatte ist derzeit in aller Munde: bringen selbstgenähte Atemmasken etwas? Oder handelt es sich dabei um reine Zeit- und Materialverschwendung, da sie das feine Aerosol, in dem das COVID-19-Virus übertragen wird, nicht abhalten? Seit Neuem werden Blogger*innen, die Anleitungen zu Masken hochladen, von allzu pedantischen Jurist*innen abgemacht, wenn die Beiträge das Wort „Schutz“ im Zusammenhang mit den Masken beinhalten.

Daher sei gleich zu Beginn dieses Beitrags darauf hingewiesen, dass auch die hier gezeigten Masken kein Garant für einen Selbst- und Fremdschutz sind. Hinsichtlich der Schutz-Thematik möchte ich auf Folge 19 des Corona-Virus Update mit Prof. Christian Drosten am 23. März 2020 im NDR Info, „Masken können andere schützen“, hinweisen und sie kurz zusammenfassen. Atemmasken helfen nicht gegen Ansteckung: wenn jemand in der Umgebung niest oder hustet, dann wird das feine ausgestoßene Aerosol auch trotz einer Maske seitlich durch den diese eingeatmet. Doch eine Behelfsmaske kann verhindern, dass andere, wenn man selbst infiziert ist (was man oft nicht bemerkt bzw. die Symptome erst später eintreten, man jedoch bereits infektiös ist) auch angesteckt werden, da sie einen Teil des ausgeatmeten oder ausgehusteten Aerosols einfangen, und zwar vor allem größere Tröpfchen. Dies ist laut dem Virologen Prof. Drosten auch der Grund, warum die Maske vom Infizierten und nicht vom Gesunden getragen werden muss. Insofern ist das Tragen von selbstgenähten Behelfsmasken in der Öffentlichkeit für kürzere Zeitabschnitte, wie z.B. zum Einkaufen, durchaus sinnvoll, da sie das Risiko der Ansteckung anderer senken können. Jedoch verlieren die Masken auch ihre Barrierefunktion, wenn sie zulange getragen und durchfeuchtet werden.

Wenn die selbstgenähten Masken keine herausragende Schutzfunktion haben, warum sollte man sie dann tragen? Dafür gibt es zwei Gründe: zum einen ist das Maskentragen in der Öffentlichkeit eine Geste von Solidarität, „Höflichkeit und Engagement“ (Zitat Prof. Drosten) und ein Ausdruck der Rücksichtnahme auf seine Mitmenschen. Dadurch tritt auch ein psychologischer Effekt ein: andere Personen werden durch maskentragende Menschen an die Ernsthaftigkeit der Lage erinnert. Doch das beantwortet noch nicht, warum die Masken gerade selbstgenäht sein sollten. Der Grund hierfür ist, dass im Medizinbereich durch den viel engeren Kontakt zu anderen (erkrankten) Personen strengere Hygienemaßnahmen getroffen werden müssen. Hier darf es also nicht zu einer Knappheit der wirklich schützenden und zertifizierten FFP1 – FFP3 Masken kommen. Wenn jedoch auch der „Normalbürger*in“ nun aus Panik heraus zum Selbstschutz solche medizinischen Masken tragen will und am Ende diese noch aus Arztpraxen und Kliniken mitgehen lässt, fehlt es den Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen schließlich daran.

Selbstgenähte Masken entlasten diese Konkurrenzsituation: für die breite Öffentlichkeit reichen diese voll und ganz aus. Ein Mangel an zertifizierten Atemschutzmasken in Krankenhäusern, Arztpraxen und Pflegeeinrichtungen wäre hingegen fatal. Doch durch die Ignoranz und den Egoismus mancher Menschen und auch durch politische Falschplanung fehlt es in vielen medizinischen Einrichtungen derzeit an notwendiger Schutzausrüstung. Daher rufen viele Krankenhäuser bereits zu Spenden selbstgenähter Masken auf. Diese werden dann natürlich nicht von den Ärzt*innen getragen, doch entlasten sie die Mangelsituation, indem das Personal und Patient*innen sie tragen können, während für Ärzt*innen die Schutzmasken zur Verfügung stehen.

Es gibt also zwei triftige Gründe, warum man sich selbst an die Nähmaschine setzen und Masken nähen sollte:

  1. Für sich selbst und den eigenen Umkreis, damit man das Risiko der Ansteckung anderer minimiert und ein Zeichen der Solidarität setzt.
  2. Für medizinische Einrichtungen, denen es gerade an Behelfsmasken fehlt.

Und ebendiese beiden Bereiche möchte ich auch in diesem Blogbeitrag aufgreifen: im ersten Teil zeige ich, wie man sich eine einfache Maske schnell selbst nähen kann. Im zweiten Teil geht es um das „Massenproduzieren“ von Masken zum Spenden. Ich nähe diese anhand des Schnittmusters von Nähtalente.de und habe nach Dutzenden genähten Masken die ein oder andere Technik entwickelt, diese doch aufwändigeren Masken etwas schneller zu „produzieren“.

Einfache Behelfsmasken nähen

Dafür benötigst du:

  • Baumwollstoff (20 x 20cm)
  • Gummiband (zweimal 20cm)
  • optinal: Schrägband
  • Stecknadeln
  • eine Schere
  • eine Nähmaschine (kann auch per Hand genäht werden)

Du kannst für dich selbst entscheiden, ob du den Baumwollstoff mehrlagig nähen willst. Hier im Tutorial habe ich nur eine Lage Stoff genommen. Nach dem Fotografieren habe ich jedoch eine Empfehlung von Krankenhäusern gelesen, dass selbstgenähte Masken zum Spenden dreilagig sein sollten. Dann durchfeuchtet der Stoff nämlich nicht so schnell und hält die Barriere länger aufrecht. In der Anleitung habe ich angemerkt, was sich ändert, wenn du den Stoff mehrlagig verwendest.

Schlage zwei gegenüberliegende Ränder ein- oder zweimal nach innen um. Stecke den Umschlag mit Nadeln fest. Wenn du mehrlagigen Stoff verwendest, würde ich dir empfehlen, die beiden Seiten gleich mit einem Geradstich (Stichweite 2-2,5) festzunähen.

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Nun legst du den Stoff parallel zu den gerade abgesteckten bzw. genähten Seiten in Falten. Stecke die Falten fest und auch hier gilt: bei mehrlagigem Stoff direkt festnähen.

Falte dann das Schrägband über die kurzen Seiten und stecke sie mittig fest. Lege das Gummiband von hinten in das Schrägband ein und stecke es am Rand fest. Wenn du den Stoff einlagig genommen hast, kannst du nun einmal um die ganze Maske herumnähen. Bei mehrlagigem Stoff nähst du jetzt einfach nur noch das Schrägband an. Achte darauf, dass du über die Enden, wo das Gummiband herausragt, mehrmals nähst, damit es nicht ausreißt.

Solltest du kein Schrägband zuhause haben, kannst du auch einfach die kurzen Ränder der Maske nach innen falten und das Gummiband in sie einlegen.

Behelfsmasken in „Massenproduktion“ herstellen

Wie bereits erwähnt, nutze ich für die Masken, die ich spende, das Schnittmuster von Nähtalente.de. Das könnt ihr euch dort direkt ausdrucken – es besteht aus einer Oberseite und einem Futter. Für die beiden Schnittteile sind verschiedene Größen angegeben. Ich verwende immer Größe M, nähe aber auch nur mit ein paar Millimetern Schnittzugabe. Ihr könnt euch gerne zuerst einmal die Anleitung von Nähtalente durchlesen und näht vielleicht eine Maske nach der ausführlichen Anleitung, damit ihr meine verkürzte besser versteht.

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Ich nutze für Oberseite und Futter jeweils unterschiedliche Stoffe. Das hilft mir, die beiden auseinanderzuhalten, da ich in der „Massenproduktion“ nicht jede Maske einzeln nähe, sondern bei ganz vielen Masken erst einen Schritt ausführe, bevor der nächste kommt. Beim Zuschneiden nehme ich den Stoff direkt doppelt, je nachdem wie dick oder dünn er ist auch drei- oder vierfach. Teilweise zeichne ich das Schnittmuster auch gar nicht erst mit Nähkreide auf den Stoff, sondern schneide direkt um das auf den Stoff gelegte Stück Papier herum.

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Wenn ich sehr viele Schnittteile ausgeschnitten habe, beginne ich, jeweils zwei davon rechts auf rechts an der nach außen gerundeten Kante aneinanderzunähen. Ich schneide nicht jede Maske einzeln ab, sondern lege an die vorherige anschließend gleich die nächste Maske ein, sodass eine Art Kette entsteht. Erst zum Schluss schneide ich die Maskenkette auseinander. Zudem vernähe ich bei diesem Schritt nicht, da über die Enden sowieso am Schluss nochmal eine andere Naht kommt.

Dann schlage ich von den Futterstoffen die schmalen Seiten doppelt nach innen ein – ohne Bügeln und ohne Feststecken. Auch hier lege ich eine Maske nach der anderen unter den Fuß, ohne die Masken einzeln abzuschneiden. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Garn. Auch hier vernähe ich nicht.

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Nun können die Masken rechts auf rechts ineinander gelegt werden. Die oberen und unteren Kanten werden zusammengenäht und hier vernähe ich die Enden. Wie ihr seht, sind alle vorhin nicht vernähten Nähte von diesen beiden eingeschlossen. Ich wende die Maske und schlage den Außenstoff seitlich doppelt nach innen um – ohne Bügeln, ohne Feststecken. Auch hier wird vernäht, da der Tunnel für das Gummi stabil sein sollte.

Anschließend nähe ich an der Oberkante mit einem Zentimeter Abstand zum Rand eine Naht, dort beginnend, wo innen das Futter angenäht ist. In diesen Tunnel kann man ein Stück Draht oder das Metallteil eines Schnellhefters schieben. Somit kann die Maske an die Nasen- und Wangenform angepasst werden und hält besser dicht.

In einem Video habe ich nochmal alle Schritte für euch zusammengefasst:

Für meine eigenen Masken habe ich mir Motorfilter angeschafft, die ich zu Rechtecken zugeschnitten in die Tasche zwischen Futter und Oberseite der Maske schieben kann. Es ist sinnvoll, für sich selbst zwei Masken zu nähen, sodass immer eine in der Wäsche sein kann und man trotzdem noch eine hat.

Ich wünsche euch nun viel Freude beim Nähen und hoffe, meine Schnell-Näh-Tipps animieren euch dazu, ein paar Masken über den Eigenbedarf hinaus zu nähen und zu spenden. Lasst uns gemeinsam zusammenhelfen, damit es nicht zu einem Engpass in der Versorgung von Krankenhäusern kommt. Für unsere Zwecke reichen solche selbstgenähten Masken allemal und sie sind eine tolle Geste nach außen hin. Dennoch möchte ich auch zum Schluss nochmal darauf hinweisen, dass man sich trotz Maske nicht in falscher Sicherheit wägen sollte. Auch mit Maske gelten die allgemeinen Vorkehrungen: das Haus so selten wie möglich verlassen, oft und gründlich die Hände waschen, Kontakt vermeiden, nicht ins Gesicht fassen und vor allem: verantwortungsvoll, rücksichtsvoll, solidarisch und gelassen bleiben!

Bleibt gesund!

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